Das süße Lied des Frühlings

Februar 14, 2025

Der Frühling in Indien kommt nicht leise, sondern wie eine Melodie voller Farben, Düfte und Rhythmen. Die ersten Anzeichen liegen in der Luft, die wärmer und süßer wird und den Duft von Mango- und Aprikosenblüten verströmt. Senffelder kräuseln sich wie goldene Wellen, während die flammenden Rottöne der Gulmohar- und Palash-Bäume gegen den weicher werdenden Himmel leuchten. Bougainvillea überflutet die weiß getünchten Mauern in einem Meer aus Rosa und Violett. Es ist eine Jahreszeit, die die Sinne berührt, alte Erinnerungen wachruft und Freude in ihrer reinsten Form hervorruft.

Es ist auch die Zeit, in der die Menschen zusammenkommen, um die Erneuerung der Natur und den Geist des Lebens selbst zu feiern. Holi, das Fest der Farben, verwandelt die Straßen in einen Wirbelwind aus Rosa, Grün und Blau, wenn Hände Wolken aus Farbpulver in die Luft schleudern. Lachen ertönt, wenn Wasserballons zerplatzen und Farbspuren auf die Gesichter tropfen. In Vrindavan und Barsana regnet es in den Tempelhöfen Blütenblätter, während Frauen Männer mit Stöcken jagen und dabei die Geschichten von Radha und Krishnas spielerischer Liebe nachspielen. Das Basanta Utsav in Bengalen verwandelt Holi in Poesie: Studenten in safranfarbenen Gewändern bewegen sich im Gleichschritt, ihre Stimmen erheben sich zu Versen von Tagore und begrüßen den Frühling mit Musik und Tanz. Anderswo, im Punjab, erklingen während Baisakhi die rhythmischen Beats von Bhangra, und die Bauern springen hoch, um die Weizenernte zu feiern. Das Rongali Bihu in Assam erfüllt die Luft mit Gesang und läutet einen neuen landwirtschaftlichen Zyklus ein. Im ganzen Land zeigt sich der Frühling in unterschiedlichen Formen, doch die Essenz bleibt dieselbe: Er bringt Erneuerung, Hoffnung und Zusammengehörigkeit.

Der Frühling war schon immer die Muse Indiens. Alte Ragas wie Basant und Bahar wehen wie eine frische Brise durch die Tempelhöfe, ihre Noten tragen das Gewicht von Jahrhunderten. Holi-Lieder, gesungen in hohen, verspielten Tönen, treiben durch enge Gassen und vermischen sich mit Kinderlachen. Irgendetwas an dieser Jahreszeit ruft nach Ausdruck, vom Wirbeln der Fußglocken einer Tänzerin bis zu den zarten Pinselstrichen der Madhubani-Gemälde, die blühende Bäume darstellen, und den geflüsterten Versen von Gedichten, die unter dem mondbeschienenen Himmel rezitiert werden. Hier wird der Frühling nicht nur erlebt, er wird gesungen, getanzt, gemalt und gelebt.

Doch jenseits der Festivitäten hat der indische Frühling auch eine ruhigere Seite. Die goldene Wärme der Sonne auf der Haut nach Monaten beißender Kälte, der ferne Ruf eines Koels in der Morgendämmerung und das Rascheln der neuen Blätter in der Abendbrise. Es ist die Freude, in die erste Mango der Saison zu beißen, die Kühle der Sandelholzpaste auf den farbverschmierten Wangen und der Duft der feuchten Erde nach dem ersten Frühlingsregen. Es ist das unausgesprochene Versprechen, dass das Leben, wie die Natur, immer in Bewegung ist und dass das Ende nur ein verkappter Anfang ist. Wie hart der Winter auch sein mag, der Frühling wird immer wiederkehren und das Lied von etwas Neuem bringen.

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